Freitag, 13. April 2007

Donnerstag = Ämtertag!

Jaja, die Ämter in Ingolstadt. Zunächst war ich sehr überrascht, aber die Welt ist hier doch noch in Ordnung. Der Reihe nach:

Vor ein paar Wochen bin ich losgezogen, um mir einen neuen biometrischen Reisepass ausstellen zu lassen. Da ich momentan zur arbeitenden Bevölkerung gehöre, habe ich einen Donnerstag ausgewählt. Denn in Ingolstadt heißt es: Donnerstag = Ämtertag.

Ich mach mich also so gegen 17h auf ins Bürgeramt am Rathausplatz. Hab mir extra noch ein Buch von zu Hause geholt, um die Wartezeit zu überbrücken, die mich ohne Zweifel erwarten würde. Vor der Tür seh ich noch einige Leute, die augenscheinlich das selbe Ziel haben wie ich – ich beschleunige meinen Schritt noch etwas, um vor den lieben Mitbürgern ein Ticket zu ziehen – 306 steht drauf.

Ich geh also weiter in Richtung Warteraum, um den Nummern aufrufenden 32-Zoll-LCD-Monitor zu erspähen – mit der Erwartung gleich mindestens 20 mächtig gelangweilte Menschen dort sitzen zu sehen, (war ja schließlich Donnerstag – Ämtertag – da gehen doch alle zum Amt) aber nix da. Da sitzen vielleicht 5 Leute und die Nummer 301 sitzt schon an Schalter 7. Da ich noch einen Reisepass für nen Kommilitonen holen will geh ich also wieder zurück zum Eingang und lass mir seinen Pass geben, was auch unerwartet unkompliziert und vor allem sehr schnell ging.

Zack! Zurück in den Warteraum: nur noch ein Wartender! Wo ist die alte Ämtermentalität hin? Ich pack den Ausweis in die Täsch, setz meine Mütze ab und DOONG! 306 bitte an Schalter 1! So gehts auch weiter – ich hab nur 10 Minuten im Bürgeramt verbracht, einkalkuliert hatte ich eigentlich locker zwei Stunden.


Gestern dann wollte ich mir einen Internationalen Führerschein ausstellen lassen. Da heißt's: ab zum Stadtrand. Auf den ersten Blick blöd, aber auch gar nicht so dumm. Ein Zulassungsstellen-/Tüv- und Führerscheinstellenzentrum an einen Rathausplatz zu setzen, der äußerst schlecht mit dem Auto zu erreichen ist, macht ja auch wenig Sinn.

Also rover ich ganz gemütlich zur Führerscheinstelle. Sogar noch mit einem kleinen Umweg - das darf man eigentlich auch niemandem erzählen - schließlich bin ich schon 2,5 Jahre hier. Vier meiner Kollegen stehen schon vor der Tür und warten. Ich: nanu? Warum steht ihr draußen? Ist das so voll? Aber nein. Ich geh rein, zieh Nummer 650 - ziehen kann man eigentlich gar nicht sagen - mir wurde die Nummer überreicht - einen Ticketautomaten scheint es momentan nicht zu geben. So werden Arbeitsplätze geschaffen! Keine fünf Minuten nachdem ich das Ticket bekommen habe wird die 646 aufgerufen (hier traditionsgemäß über die gute alte rote 7-Segment-Anzeige) - die hat Kollege Simon. Wir gehen also alle zusammen nach oben zu Schalter 17. Das geht dann auch noch ziemlich schnell. Rainer gibt als erstes seine Unterlagen ab und wird mit den Worten "Jetzt noch kurz bezahlen, dann kommen Sie wieder zu mir" zur Kasse geschickt. Ist ja unglaublich denk ich mir. Hier in Ingolstadt läuft die Sache mit dem Bürgerservice. Kurz danach ist Simon dran, anschließend ich. Dann bringt mich allerdings etwas ins Grübeln: Wieso kommt Rainer, der vor bestimmt 10 Minuten zur Kasse geschickt worden ist eigentlich gar nicht wieder?

Als ich dann dran bin mit bezahlen seh ich das Übel: Die Führerscheinstelle teilt sich die Kasse mit der Zulassungsstelle - und die ist hoffnungslos überfordert. So stell ich mich ungefähr als zwanzigster in die Schlange vor die Kasse. Es ist nur eine Kassendame dort, die andere Kasse ist leer - und das am Ämtertag! Die Schlange ist schon so lang, dass sie nicht mehr in den Kassenraum passt. Wobei Raum etwas übertrieben ist. Den Kassenraum trennt von dem großen Raum der Zulassungsstelle eine Wand mit einer Tür drinnen. Das schöne daran: Die Wand ist aus Glas und nur 2 Meter hoch. Das hätte man sich auch sparen können. So ein Blödsinn. Also stehen wir ca. 30 Minuten (gefühlt 2 Stunden!) in der Tür, neben der auf einem an die Scheibe geklebten DinA4 Zettel steht: "Tür bitte schließen und auf der anderen Seite bei der Kasse warten!"

Danach ist die Sache innerhalb einer Minute gegessen: Ich zahl meine 16,30€, geh wieder nach oben, zeige den Beleg, kriege meinen Schein und bin raus.

Ich hatte ja erst schon Angst, dass es hier die gute alte Ämtermentalität gar nicht mehr gibt. Ich bin etwas erleichtert, dass es doch nicht so ist. Nur keine Eile. Und eine halbe Stunde vor Feierabend bloß niemanden mehr rein lassen...

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